Gäubote 10.10.: „Salzbraten“ kommt wieder gut an

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Der Musikverein spielt, inmitten von Birkengrün – aber die Veranstaltung gehört dem Liederkranz. Viele Jahre lang veranstalteten die Oberjettinger Sänger ein herbstliches Weinfest; vor zwei Jahren nun wurde der Jettinger Herbstbesen aus ihm. Die Turnhalle des Ortes war gut besucht am Sonntag. Allen hat es geschmeckt.

Thomas Morawitzky

Der Wechsel vom Weinfest zum Herbstbesen ist dem Jettinger Chor fließend gelungen seit 2014. Damals hatten die Sänger beschlossen, ihr bewährtes Weinfest durch ein neues Format zu ersetzen, wie der Vorsitzende Rüdiger Stumm erklärt. Aus einfachem Grund: „Wir wollten mit weniger Helfern zurechtkommen. Wir haben alle Dienste beim Fest immer aus unseren eigenen Reihen bestückt – und auch unsere Mitglieder werden älter.“ Mindestens 32 Jahre lang hatte der Verein Jahr für Jahr sein Weinfest ausgerichtet, mal umfangreicher, mal weniger, mal an zwei Tagen, mal verbunden mit einer Tanzveranstaltung, mal nicht. Nun wünschte der Liederkranz sich ein schlankeres Fest und schaffte den Sprung dorthin, ohne sein Publikum zu verlieren.

Dass es zum Mittagessen einen Salzbraten gibt, führten die Sänger gleichzeitig mit dem Herbstfest ein – ein Schweinehals, gebacken auf einen Salzbett. Natürlich bekommt der hungrige Jettinger oder der hungrige Besucher der Gemeinde beim Herbstbesen auch vieles andere zu essen, vom Vesper und Käseteller bis hin zum großen Kuchenbüfett. Aber der Salzbraten ist die Attraktion des Besens. Und auch an Wein, das muss so sein, fehlt es nicht. Württemberger gibt es, Rot, Weiß und Rosé. Zumeist handelt es sich um Weine, die aus dem Heilbronner Raum stammen; in die Versuchung, Gewächse aus näheren Regionen anzubieten, kamen die Jettinger nie. Zu Zeiten ihres Weinfestes betrieben sie auch eine Weinlaube mit thematisch ausgewählten Weinen – sie ist nun verschwunden, und keinen schmerzt es, denn die Weine fließen auch ohne sie, und was ein echter Schwabe ist, gibt manchmal sogar dem Most den Vorzug.

Mit Birkenlaub dekoriert

Der Liederkranz Oberjettingen hat 200 Mitglieder; 22 von ihnen sind im Männerchor aktiv. Gut 30 Mitglieder arbeiten am Sonntag eifrig, haben zuvor die Turnhalle mit Birkenlaub und einer Eiche aus dem Stadtwald dekoriert. Die vielen Tische und Bänke in der Halle sind sämtlich voll besetzt. Längst ist die Kuchenzeit gekommen und die Freizeitkapelle des Musikvereins Unterjettingen spielt einen freundlichen Walzer. Nachmittags löste sie der einheimische Musikant Ralf Brendle ab, um die Gäste mit seinem Akkordeonspiel aus den volkstümlichen Liederbüchern zu unterhalten. „Jedes Wetter“, sagt Stumm, „hat seine Vorteile und seine Nachteile, das gute und das schöne Wetter. Heute haben wir eher ein Wetter zum Hockenbleiben.“ Die Umsätze der Sänger brechen nicht ein, im Gegenteil. Man sitzt noch lange, auch beim Akkordeon, bestellt sich noch eine Käseplatte – und schließlich singen sogar die Männer vom Liederkranz, gemeinsam mit allen.

Emma Paal, die selbst in Böblingen lebt, aber eine Schwester in Jettingen hat, fühlt sich beim Herbstbesen des Oberjettinger Liederkranzes ebenfalls sehr wohl: „Ich bin schon zum zweiten Mal hier“, sagt sie. „Immer wenn ich meine Schwester besuche, gehen wir auf den Besen. Und das ist sehr schön. Das Mittagessen war sehr gut.“